Mehr Bio-Nachfrage = mehr Bio-Landwirtschaft

„Was für ein Jahresanfang geprägt von Nachrichten und Groß-Demos zu den Themen Agrardiesel und Rechtsruck. Wenn es um die Proteste und den Frust der Bäuerinnen und Bauern geht, ist aus unserer Sicht einmal mehr deutlich , wie nötig, ja überfällig der grundsätzliche Systemwechsel hin zu einer enkeltauglichen und damit pestizidfreien Landwirtschaft ist. Unsere Kernbotschaft lautet in diesem Jahr: Bio kaufen heißt Artenvielfalt schützen.“ Das schreibt unser Partner Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft e.V. am 23.01.2024, www.enkeltauglich.bio

Wir erweitern die Aussage unseres Partners:

Wenn mehr Bio gekauft wird, werden mehr Bauern zur biologischen Landwirtschaft konvertieren und damit ein einträglicheres Auskommen haben. Drei Dinge muss die Politik für alle Landwirte leisten:

  • Bürokratieabbau
  • Vorschläge der Borchert-Kommission und des BOELW umsetzen
  • kleinere und mittelgroße Bauern besser fördert

Regenwasser und Öko-Landwirtschaft

Zwei interessante Nachrichten der Neumarkter Lammsbräu:

  1. Regenwasser, das auf biologisch bewirtschaftete Landbauflächen fällt, sickert schadstofffrei ins Grundwasser. Dadurch ersparten z.B. Haushalte in der Region Neumarkt 8,77 Millionen Euro an Wasseraufbereitungskosten.
  2. Durch ökologischen Landbau gelingt eine etwa 2,5-mal höhere Regenaufnahme im Vergleich zu konventionell bewirtschafteten Feldern. (Da fließt das Wasser durch die starke Bodenverdichtung, hervorgerufen durch die Bodenbearbeitung mit schweren Traktoren und Landbaumaschinen, in die Flüsse ab.)

Quelle: Nürnberger Nachrichten vom 09.01.2024, S. 12

Räucherlachs-Nudeln

Nudeln? Auf die Soße kommt es an!

Zutaten für 4-6 Personen

500 g Nudeln, 500 g Mascarpone, 300 g Räucherlachs, 2 EL Tomatenmark, 1 TL Zitronensaft, Olivenöl, Salz, Pfeffer

Zubereitung

Nudeln im Salzwasser kochen, Lachs klein schneiden und in einer Pfanne in Öl kurz anbraten, bis der Lachs die Farbe wechselt, Mascarpone hinzufügen und schmelzen lassen, Tomatenmark und Zitronensaft dazu geben und mit Salz und Pfeffer abschmecken, Lachssoße unter die Nudeln heben

Guten Appetit wünscht Falk Gabriel

100 Jahre biologisch-dynamische Landwirtschaft

Wesentliche Elemente der biologisch-dynamischen Landbaumethode
zusammengestellt von Wolfgang Ritter

Auf Einladung von Johanna Gräfin und Karl Graf von Keyserlingk hielt Rudolf Steiner zu
Pfingsten 1924 acht Vorträge mit anschließender Aussprache auf dem Gut Koberwitz bei Breslau. Die etwa 100 Teilnehmer wollten die „geisteswissenschaftlichen Grundlagen zum Gedeihen der Landwirtschaft“ kennenlernen. Das, was Rudolf Steiner ihnen vortrug, legte den Grund zur heutigen Bio-Bewegung. Einzelne Persönlichkeiten, Forschungsgemeinschaften und viele Höfe forschten und experimentierten nach dem Landwirtschaftlichen Kurs in Koberwitz
selbständig. (Rudolf Steiner konnte man nicht mehr fragen, denn er starb schon ein Jahr
danach.) Auf diese Weise entwickelte sich seit 1924 parallel zum Ausbau der Landwirtschaft
zur Agro-Industrie mit Einsatz von Kunstdüngern, Pestiziden und genverändertem Saatgut zunächst die biologisch-dynamische Landbaumethode und später, als die ersten Erfolge sichtbar wurden, die Öko-Bewegung. Mehrere Anbauverbände entstanden mit jeweils leicht unterschiedlichen Richtlinien. Alle Bio-Verbände und Bio-Betriebe lehnen den Einsatz
chemischer Dünger und Pestizide ab.

Im biologisch-dynamischen Landbau wird der landwirtschaftliche Betrieb als Organismus
verstanden, der weitgehend aus sich selbst heraus leben und wirtschaften kann, so dass
wenige Roh- und Hilfsstoffe von außen beschafft werden müssen. Pflanzenabfälle und Tiermist, gerne von Wiederkäuern, werden zu Kompost verarbeitet und dienen als Dünger. Besondere Aufmerksamkeit wird dem Aufbau eines gesunden Bodens gewidmet. Der Vorgang der Humusbildung im Boden wird durch das Präparat 500 (Hornmist) unterstützt. Wenn eine
Spritzbrühe aus dem Präparat 500 mehrfach zur Pflanz- bzw. Aussaatzeit ausgebracht wird,
fördert das die Humusbildung. Für manche Kulturen sind keine anderen Düngergaben
notwendig. Auch in Betrieben, in denen nicht auf Dung zurückgegriffen werden kann oder eine Kompostbildung unmöglich ist, gelingt auf diese Weise der Humusaufbau im Boden. Die
Fruchtbildung wird durch das mehrfache Ausbringen einer Spritzbrühe mit dem Präparat 501 (Hornkiesel) auf die Kulturen vor der Ernte gefördert. Die Präparate 502 bis 507 (Brennnessel, Löwenzahn, Schafgarbe, Kamille, Baldrian, Eichenrinde) sind weitere Präparate, die für ein gesundes Pflanzenwachstum eingesetzt werden.

Durch jahrzehntelanges Forschen und Experimentieren hat man herausgefunden, wie man die kosmischen Rhythmen ertragfördernd im Land- und Gartenbau beachten kann. Ein großes Verdienst in der praktischen Erprobung und Publikation der Ergebnisse kommt der Familie Thun zu; seit 50 Jahren wird die Broschüre „Maria Thun Aussaattage“ herausgegeben.

Man beachtet für Aussaat/ Pflanzung und Ernte nicht die Mondphasen (die auf der Erde sichtbare Belichtung des Mondes durch die Sonne), wie oft fälschlich berichtet wird, sondern den durch die Tierkreiszeichen aufsteigenden und absteigenden Mond innerhalb seines Zyklus‘ von 28 Tagen. Der Aufstieg des Mondes bewirkt einen stärkeren Saftanstieg in den Pflanzen: gut für die Ernte; Lagerobst bleibt zum Beispiel länger frisch und saftig. Saatgut/ Wurzeln von Jungpflanzen verbinden sich während des absteigenden Mondes besser mit der Erde. Die Sternbilder ordnet man seit alters her den vier Elementen Erde (Steinbock, Stier, Jungfrau), Wasser (Fische, Krebs, Skorpion), Luft (Wassermann, Zwillinge, Waage), Feuer (Widder, Löwe, Schütze) zu. Die Forschung zeigt, dass die Erträge gesteigert werden können, wenn man bei Aussaat und Pflegemaßnahmen auf die Stellung des Mondes vor einem entsprechenden Sternbild achtet. Beispiel: Wurzelgemüse (Sellerie, Möhren Rote Beete) werden dann ausgebracht, gepflegt und geerntet, wenn der Mond vor einem Erdzeichen, Blattgemüse (Salat, Spinat, Kresse), wenn er vor einem Wasserzeichen steht. Will man die Blüten oder die Früchte ernten, achtet man auf Tage an denen der Mond vor Luft- bzw.
Feuerzeichen steht.

Konkurrenz oder Kooperation?

Bericht von Wolfgang Ritter

Assoziative Zusammenarbeit beginnt für mein Verständnis auch da, wo Konkurrenz durch
Kooperation ersetzt wird, wo Interesse am Wohlergehen des Handelspartners gezeigt wird. Im Bio-Verbraucher e.V. bringen wir die Bio-Wirtschaftspartner zusammen: Bio-Anbieter
(Erzeuger, Händler, Dienstleister) und Bio-Kunden bilden eine Kooperationsgemeinschaft. Man begegnet sich in der jährlichen Mitgliederversammlung, bei Tagungen und Veranstaltungen, bei Firmenbesuchen und natürlich beim Einkauf. Man erkennt schon aus dieser knappen Darstellung, dass solche persönlichen Verhältnisse der Kunden zu ihren Anbietern wahrscheinlich nur möglich sind, wenn deren Firmen noch nicht die Größe eines Konzerns erreicht haben, denn Konzernherren sind eigentlich selten wirklich an ihren Kunden
interessiert, sondern nur am Gewinn. Man bringt auf den Markt, was gute Rendite verspricht; den Kunden will man gar nicht persönlich kennen. Ähnlich verhält sich auch der Kunde: Er sucht das günstigste Schnäppchen zu machen; wer hinter dem Angebot steht, interessiert nicht. Im Lebensmittelsektor konkurrieren weltweit etwa 10 große Konzerne, in Deutschland etwa fünf Handelsketten. Wie können kleinere und mittlere Betriebe in diesem, oft ruinösen
Wettbewerb überleben? Sie bieten etwas an, was die Konzerne nicht haben, besetzen also eine
Nische, übertreffen die Konzerne in der Qualität oder kooperieren mit der „Konkurrenz“ oder
den Verbrauchern (siehe oben). Auch die „solidarische Landwirtschaft“ ist eine Form der
Kooperation von Erzeugern und Verbrauchern.

Eine neue Möglichkeit der Kooperation für kleinere, regional arbeitende Betriebe
Das regionale Forschungsprojekt SMAEG-BOT (Smart Eating Bot) der Uni Passau bietet der
klein strukturierten, heimischen Lebensmittelbranche im deutschsprachigen Raum eine digitale Plattform zur Kooperation.

  • Unkompliziert können regional vermarktende Lebensmittelhersteller ihr Angebot digital
    bewerben.
  • Die digitale Kommunikation zwischen den Betrieben entlang der gesamten
    Wertschöpfungskette soll damit verbessert werden.

Ich zitiere aus dem Flyer:
Ziel – Wirtschaftsstrukturen von regional und nachhaltig wirtschaftenden Betrieben stärken
und die Ressourceneffizienz entlang der Lebensmittelkette erhöhen
Ansatz – Optimierung des Außenauftritts landwirtschaftlicher Betriebe; Verbesserung der
digitalen Kommunikation zwischen Betrieben der landwirtschaftlichen Produktion, der
Lebensmittelverarbeitung, des Lebensmitteleinzelhandels und der Gastronomie“
Eingesetzte Künstliche Intelligenz – Wissensbasierte NLP-Technologie, integriert in
bestehende Online-Vertriebsplattformen (Regiothek) und spezifisch auf Bedürfnisse der
unterschiedlichen Nutzergruppen angepasst“
Hauptstandort – Passau, Bayern, Projektkoordination – Regiothek GmbH,
Projektbeteiligte – Regiothek GmbH, Universität Passau (Lehrstuhl für Data Science/ Passau Data Science (PADAS) und Center for Data-Based Insights (CENTOURIS))

Die Onlineplattform „Regiothek“ könnte insbesondere für Bio-Landwirte und landwirtschaftliche Erzeugnisse verarbeitende Bio-Betriebe interessant sein, um noch besser wahrgenommen zu werden und sich zu vernetzen. Die Vernetzung geht so: Auf einer Online-Landkarte kann man sehen, wer wen bereits in der Region beliefert. Man kann mit ihm Kontakt aufnehmen, damit der Lieferant auch noch etwas vom eigenen Betrieb zu dem Ort mitnimmt, den er sowieso anfährt. Zahlreiche Betriebe machen schon mit – auch unser Firmenmitglied „Frankengemüse“, der sich als Vermarkter des im Knoblauchsland Nürnberg erzeugten Gemüse versteht. Frankengemüse spricht in Bezug auf die neue Online-Plattform der Regiothek von einer
„Mitfahrzentrale für frisches Gemüse“ (Nürnberger Nachrichten vom 4.11.2023).

Kontakt: www.regiothek.de, Tel. 0851 – 20 42 68 63, info@regiothek.de

Fleisch aus dem Reaktor – „Clean meat“ wird kommen

Dr. Ramona Weinrich von der Universität Hohenheim erklärt, warum …
Bericht von Ronja Zöls-Biber in BIONachrichten, Ausgabe 04/ August 2023, Ausschnitt

Derzeit wird das sogenannte „clean meat“ mittels „Tissue Engineering“ hergestellt. Dabei wird einem Tier zunächst Muskelgewebe entnommen, aus welchem Stammzellen gewonnen und mit einem Nährmedium, das für optimale Bedingungen sorgt, in einem Behälter (Bioreaktor) vermehrt. Dabei durchlaufen die Zellen verschiedene Stadien und entwickeln Muskeln. Über ein Trägergerüst, meist aus tierischem Kollagen, wachsen die Zellen zu sehr dünnen Fleischschichten, die in der Masse Hackfleisch ähneln. Das derzeit reale Produkt ist also weder vegan noch vegetarisch. Ein weiterer Knackpunkt: Bisher können jeweils nur kleine Mengen hergestellt werden. Eine Produktion in großer Menge, was die Kosten senken würde, ist noch nicht möglich.

Zielgruppe: Flexitarier
Sind die technologischen und ethischen Probleme erst einmal behoben, sieht Ramona Weinrich viel Potenzial in der Produktion von Fleisch aus dem Labor. Beim Ressourceneinsatz seien hinsichtlich Flächen, Wasser und Futtereinsatz Einsparungen möglich. Hauptzielgruppe der vielen Startups, die weltweit an der Erzeugung von Laborfleisch, aber auch künstlichem Fisch, Eiern und Milch arbeiten, seien zunächst einmal wenig und bewusst Fleisch konsumierende Flexitarier. Doch dann kommen auch ökonomische Faktoren ins Spiel. Mit zunehmender
Produktion und Verbreitung werde das künstliche Fleisch günstiger im Preis und falle
möglicherweise auch unter den Preis von echtem Fleisch. Dann werde zudem die Zielgruppe der preisbewussten Verbraucherschaft bedient. Aber wo bleiben bei diesem Konzept der Bauer und die Bäuerin? „Sicher, die Patente werden woanders liegen, aber die Bio-Reaktoren könnten in die Ställe Einzug halten. Dort, wo vorher Tiere gehalten wurden, könnten Landwirte/Landwirtinnen künftig kultiviertes Fleisch erzeugen“, sagt Ramona Weinrich. „Berufsbilder wandeln sich. Vor 50 Jahren hätte man auch gesagt, dass auf dem Bauernhof keine Energie erzeugt wird, und doch haben wir heute auf den Betrieben Biogasanlagen.“

Laborfleisch – biologisch und konventionell?
Gutes Fleisch: ethisch, klimafreundlich, günstig – und auch lecker und gesund? „Die Zusammensetzung erfolgt so wie gewünscht“, erklärt Ramona Weinrich. Fett- und
Nährstoffgehalt seien steuerbar und nachgefragte Stücke vermehrt herstellbar. „Wenn im Sommer gegrillt wird, kann Bio kaum die gefragten Schweinenackensteaks abdecken“, gibt sie zu bedenken. Ob es beim Laborfleisch dann aber die Unterscheidung zwischen Bio und Konventionell überhaupt gäbe, sei bisher unklar. Hierzu müssten lebensmittelrechtliche Fragen unter Einbezug der Novel Food- und der EU-Öko-Verordnung geklärt werden. Für Europa sieht die Expertin die Notwendigkeit, offener zu sein für Neues. „Für viele gehört täglicher Fleischkonsum dazu“, so Ramona Weinrich und betont: „Zwei Drittel der landwirtschaftlichen Fläche wird für die Erzeugung von Futtermitteln verwendet.“ Die Variante übers Labor biete für dieses Problem Lösungen.

Quelle: www.verbraucherzentrale.de

Fränkische Rindfleisch-Gemüsesuppe

Wir werden uns aus mehreren Gründen daran gewöhnen müssen, weniger Fleisch zu essen.
Besonders Schweine und Geflügel sind Nahrungskonkurrenten, auch Rinder die in der
Massentierhaltung mit Kraftfutter versorgt werden. 30 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Deutschland sind Grünland. Nur über Wiederkäuer können wir aus Gras und Klee Milch und Fleisch gewinnen. Fleisch vom Weiderind ist angesagt, wenn man auf Fleisch nicht verzichten möchte. Wenn man zum Schlachttermin beim Bio-Bauern ein Fleischpaket bestellt, findet man darin auch Suppen- oder Beinfleisch. Hier ein altes Rezept, wie man eine schmackhafte Rindfleischsuppe zubereitet:

Zutaten für 4-6 Personen
Etwa 500-700 g Suppenfleisch und/ oder Beinscheibe, 1-2 Zwiebeln, ½ Fenchelknolle, 1/4 Sellerie-Knolle mit Grün, 2 mittlere Karotten, 1 Kartoffel, 1 Petersilienwurzel, 1 Stange Lauch, Öl oder Butterschmalz, Brühextrakt, Gewürze: Thymian, Rosmarin, Liebstöckel, Salz und Pfeffer. Wer möchte: je eine Prise Ingwer, Kümmel, Galgant, Muskat, Quendel; für das Fleisch ½ Liter Buttermilch

Zubereitung
Das Fleisch über Nacht in Buttermilch einlegen, damit es zart wird. Buttermilch am nächsten
Tag wegschütten, das Fleisch waschen und trocken tupfen, klein schneiden und in einer Pfanne in Öl oder Butterschmalz anbraten bis es schön braun wird. Dann ein bis zwei Tassen Brühe mit den Gewürzen dazu geben und 2–3 Stunden schmoren lassen. Jetzt die Zwiebeln in einem Topf in Fett anbraten, das kleingeschnittene Gemüse dazu geben, mit ½-¾ Liter Brühe aufkochen und das vorbereitete Fleisch dazugeben und ca. weitere ¾ Stunden köcheln lassen.

Guten Appetit wünscht Familie Ritter

Jugendverbände fordern mehr Mut in der Förderung einer zukunftsfesten nachhaltigen Landwirtschaft

Gemeinsame Presseerklärung von BNN.Next, Junges Bioland e.V., Junges Naturland vom
29.09.2023; Auszug aus dem Bericht von Christian Gadenne

Am 22. und 23. September trafen sich verschiedene Jugendorganisationen zum
Jugendpolitischen Forum „Zukunftsfeste Agrar- und Ernährungssysteme“ im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) in Berlin, welches das Ziel hatte, junge Menschen am Bericht des Transformationsbereichs „Nachhaltige Agrar- und Ernährungssysteme“ zu beteiligen. Das BMEL hat richtigerweise erkannt, dass junge Menschen eine wichtige Rolle in der Land- und Lebensmittelwirtschaft spielen. Vertreter*innen verschiedener Jugendverbände stellen folgende Forderungen auf, die für krisenfeste nachhaltige Agrar- und Ernährungssysteme notwendig sind:

Deregulierung der Gentechnik stoppen
Der Vorschlag zur Deregulierung der Gentechnik stellt alle Nachhaltigkeitsziele, die sich die EU-Kommission mit der Farm-to-Fork Strategie gestellt hat, in Frage. Die Verbraucher*innen in der Europäischen Union müssen auch weiterhin wählen können, ob sie gentechnisch veränderte Produkte kaufen wollen oder nicht. Daher braucht es die klare Kennzeichnung vom Saatgut bis zum Endprodukt. Der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen, ob nach traditionellen oder neuen gentechnischen Verfahren, befeuert Anbausysteme mit Monokulturen und den Einsatz von Pestiziden. Dem Ökolandbau, der nach dem Prinzip der Risikominimierung
für Mensch, Tier und Umwelt arbeitet, widerspricht diese Risiko-Technologie. Daher ist es gut, dass der Entwurf der EU-Kommission anerkennt, dass Öko-Landwirt*innen weiterhin ohne Gentechnik arbeiten. Patente auf Pflanzen oder Eigenschaften von Pflanzen erzeugen neue
Abhängigkeiten und untergraben eine resiliente bäuerliche Landwirtschaft. Sie sollten
unbedingt verhindert werden. Die Industrie ködert die europäische Gemeinschaft mit fragwürdigen Deals und Nachhaltigkeitsversprechen, die sie bisher in keiner Weise eingehalten hat. Die Bundesregierung und das BMEL dürfen sich nicht davon blenden lassen. Wir fordern sie daher auf, sich dafür einzusetzen, dass es auch weiterhin eine patent- und gentechnikfreie
landwirtschaftliche Produktion und eine echte Wahlfreiheit für Verbraucher*innen gibt.

Ökolandbau in Forschung und Bildung ausbauen
Der Ausbau des Öko-Landbaus ist für die Transformation zu einem nachhaltigen
Ernährungssystem unabdingbar. Ein elementarer Eckpfeiler dieser Transformation ist die Investition in Forschung und Bildung im Öko-Landbau sowie der ökologischen
Lebensmittelwirtschaft. Nur wenn Jungbäuerinnen und -bauern sowie Auszubildende in Herstellung und Handel schon in ihrer Ausbildung Öko-Themen kontinuierlich vermittelt bekommen und Lehrkräfte Öko-Themen in ihrer Ausbildung erlernen, kann der Weg zu 30% Öko-Landbau bereitet werden.
Umso bedauerlicher und unverständlich für junge Öko-Landwirt*innen sowie Produzent*innen ist es daher, dass die Forschungsgelder für den Ökolandbau trotz anderer Erwartungen bei 2% der Mittel stagnieren. Wichtige Öko-Forschungsprojekte können dadurch nicht umgesetzt und entscheidende Zukunftspfade nicht ausgebaut werden.

0% MWSt auf Bio
Der Bio-Fachhandel und die Bio-Anbauverbände haben maßgeblich dazu beigetragen, dass Bio heute in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Die Bio-Bewegung hat es geschafft, Nachhaltigkeit und ökologische Verantwortung gesellschaftlich zu verankern. Durch ihr konsequentes Engagement qualitativ hochwertige, ökologisch erzeugte Lebensmittel anzubieten, haben die ökologisch motivierten Hersteller sowie Groß- und Einzelhändler den Grundstein für den Erfolg von Bioprodukten gelegt. Bio ist kein Nischenmarkt mehr, sondern ein bedeutender Wirtschaftszweig, der einen zentralen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leistet.

Doch das bestehende System benachteiligt nachhaltig handelnde Unternehmen. Es werden
Unternehmen subventioniert, die zu Lasten von Umwelt und Klima wirtschaften. Dies ermöglicht ihnen, günstigere Preise anzubieten, weil sie Umweltfolgeschäden auf die Allgemeinheit abwälzen. Bio-Unternehmen hingegen preisen die höheren Kosten, die eine
nachhaltige und umweltschonende Produktion mit sich bringen, ein und machen damit die
Kosten von Ökosystemdienstleistungen sichtbar.

Was wir jetzt benötigen, sind positive Anreize, um die Kosten gerechter zu verteilen. Um der
Marktverzerrung entgegenzuwirken und Verbraucher finanziell zu entlasten, wäre eine
Absenkung der Mehrwertsteuer für Bio-Produkte auf null Prozent sinnvoll.

Über den Tellerrand: Bio für Alle auch in der Außer-Haus-Verpflegung
Die Bundesregierung setzt sich verstärkt für die Förderung von Bio-Kantinen ein. Mit der
Einführung der neuen Bio-Außer-Haus-Verpflegungs-Verordnung (Bio-AHVV) und der
überarbeiteten Bundes-Kantinenrichtlinie werden die politischen Rahmenbedingungen
geschaffen, um den Anteil von Bio-Lebensmitteln in Kantinen auf 30 Prozent zu erhöhen.

Doch es braucht auch konkrete Umsetzungsmaßnahmen. Reine Quoten nützen wenig, wenn die Umstellung nur sehr schleppend vorangeht. Andere Länder in Europa wie z.B. Österreich haben gezeigt, dass die Förderung von Beratung sowie eine zeitweise Übernahme der Zertifizierungskosten ein wirksamer Hebel sind. Zudem müsse der Auf- und Ausbau regionaler Wertschöpfungsketten unterstützt werden. Darüber hinaus sollte der Anteil von Bio-Lebensmitteln in öffentlichen Kantinen sukzessive auch über das 30-Prozent-Ziel hinaus erhöht werden.

Geschlechtergerechtigkeit: Eine Bedingung für nachhaltige Ernährung
Frauen sind in der männerdominierten Land- und Lebensmittelwirtschaft nach wie vor
strukturell benachteiligt beim Zugang zu Land, Krediten, Technologien und Bildung. In den
meisten Kontexten ist die klassische geschlechtsspezifische Arbeitsteilung richtungsweisend: Frauen versorgen den bäuerlichen Haushalt und unterstützen die Männer als Helferinnen oder Arbeiterinnen, nicht als gleichberechtigte Landwirtinnen, obwohl sie über landwirtschaftliches Wissen, Expertise und Erfahrungen verfügen. Diese Einstellung bleibt erhalten, häufig auch bei
den Frauen, die die gängige Rollenverteilung nicht hinterfragen.

Um den Herausforderungen, vor die der Klimawandel die Land- und Lebensmittelwirtschaft stellt, bestmöglich begegnen zu können, müssen Frauen und Männer ihre Perspektiven gleichberechtigt einbringen und genauso gleichberechtigt nach Lösungen suchen können. Wenn das nicht geschieht, besteht die Gefahr, dass sich die Benachteiligung von Frauen fortschreibt –
mit negativen Folgen für das Klima, die Land- und Lebensmittelwirtschaft und die Ernährungssicherheit.

Mehr Informationen: www.bioland.de/junges-bioland, christian.gadenne@bioland.de