Kochtreff

Samstag, 08. Februar, 14.00 – 19.00 Uhr, Kochen im  Sigena-Treff,  Johannisstrasse 165, 90419 Nürnberg

Herzliche Einladung zum gemeinsamen Kochen und Essen. Wir kochen Gerichte mit Wintergemüse. Für unsere Rezepte verwenden wir ausschließlich frische, biologisch angebaute, regionale und saisonale Lebensmittel. Wir freuen uns auf zahlreiche Anmeldungen. Kosten 10€ pro Person einschließlich Getränken (Wasser, Tee, Kaffee)
Verbindliche Anmeldungen bitte per Mail bis spätestens 05. Februar an barbaraluber@web.de

Stangensellerie mit Möhren und Kartoffeln überbacken

Angeregt durch die September-Ausgabe 2019 des Marktschirms habe ich ein einfaches Rezept weiterentwickelt, das besonders geeignet ist, wenn man noch Kartoffeln vom Vortag übrig hat. Der Marktschirm erscheint monatlich; Herausgeber ist der Bund Naturschutz Nürnberg, unterstützt vom Bio-Verbraucher e.V. Er zeigt, wie man saisonal kochen kann. Der Marktschirm freut sich auch sehr über Anregungen, Kochrezepte oder Tipps. Kontakt: Iris Torres-Berger | Bund Naturschutz Nürnberg, Tel. 0911-89374098 | I.Torres@web.de, www.nuernberg-stadt.bund-naturschutz.de

Zutaten für 2 Portionen
400 g Stangensellerie, 4 Möhren, Gemüsebrühe, 1 Becher Saure Sahne, 2 Eier, 100 g geriebenen Käse, Zitronensaft, gekochte Kartoffeln

Zubereitung
Sellerie und Möhren putzen, waschen und die Stangen vom Strunk lösen. Die hellgrünen Blättchen abschneiden und fein hacken. Die Stangen und Karotten etwa 15 Minuten in Gemüsebrühe garen, abtropfen lassen und mit den Kartoffeln in eine Auflaufform legen und mit Zitronensaft beträufeln. Jetzt die Sahne, den geriebenen Käse, die Eier und die gehackten Sellerieblättchen verquirlen und über das Gemüse und die Kartoffeln gießen. Bei 200 Grad 15 Minuten im Ofen backen.

Guten Appetit wünscht Wolfgang Ritter

Protest mit falschen Argumenten an die verkehrten Adressaten!

Martin Häusling, agrarpolitischer Sprecher der Grünen im Europäischen Parlament und Mitglied im Umweltausschuss, PRESSEMITTEILUNG – Brüssel, 26. November 2019/ Stellungnahme zum Bauernprotest am 26. November 2019 in Berlin

„Bei allem Verständnis für den Frust, den viele Landwirte spüren: Diese Form von Demonstrationen geht in die falsche Richtung. Ich habe wenig Verständnis für einen Protest, bei dem eine Masse von Landwirten unreflektiert Leuten hinterherrennt, die ein Immer-weiter-so anstreben. Denn letzteren geht es mit ihren dumpfen Sprüchen nicht um die Zukunft der Bauern und schon gar nicht um eine nachhaltig arbeitende Landwirtschaft.

Statt unbesonnen gegen alles zu wüten, was Landwirte stört, sollte sich der Protest gegen die wahren Ursachen für die Misere der Bauern wenden. Etwa gegen die falsche Verteilung der Agrarsubventionen zugunsten der Großbetriebe, gegen die Übermacht der Discounter und gegen eine seit Jahren auf Zuruf des Bauernverbandes verschleppende und verzögernde Bundesagrarpolitik, die die Probleme der Gegenwart lange ausblendet. Seit Jahren halten CSU- und CDU-Landwirtschaftsminister fest an einer irrwitzigen Exportorientierung und favorisieren einseitig eine Wachstumspolitik, die nur für eine Handvoll Landwirte passt, die aber unübersehbar unserer Umwelt schadet. Hinzukommt, dass die Regierung nichts gegen den Ausverkauf des Landes an Konzerne und außerlandwirtschaftliche Investoren tut.

Ich sage „Ja“ zum Dialog, aber ich verlange von den Landwirten, dass sie ihren Teil zum Klima-, Wasser- und Artenschutz beitragen. Man kann diese Probleme nicht einfach ignorieren oder gar mit Gezeter auslöschen. Die Umweltprobleme sind da und können nur gemeinsam gelöst werden. Wir brauchen einen Konsens für eine ökologisch und ökonomisch nachhaltige Zukunft, aber keine populistischen Sprüche.“

Kontakt: Büro Brüssel Tel. +32-2-284-5820, martin.haeusling@europarl.europa.eu, Büro Berlin Tel. +49-(0)30-227-70020, Email: berlin@martin-haeusling.eu

90 % Bio-Anteil in Kitas bis 2026

Stadtrat beschließt einstimmig, Bio-Anbau und Bio-Verbrauch weiter zu fördern

Am 23. Oktober 2019 wurde die Arbeit der Biometropole der letzten 6 Jahre im Stadtrat diskutiert und neue Ziele und Arbeitsschwerpunkte beschlossen. Die Bedeutung des Themas Landwirtschaft / Ernährung wurde von allen Fraktionen hervorgehoben, unsere Aktivitäten und Erfolge wurden unisono gelobt. Besonders positiv angesprochen wurde das Vorgehen und Engagement in den städtischen Kitas und im Tiergarten. Kritisch vermerkt wurde aber auch, dass es Bereiche gibt, in denen Bio kaum oder keine Rolle spielt, wie z.B. beim Staatstheater.

Besonders hervorzuheben ist, dass der Stadtrat die neuen Ziele und Maßnahmenschwerpunkte bis 2026 einstimmig beschlossen hat! Dies ist eine hervorragende Grundlage für die Arbeit in den nächsten 6 Jahren, und das nicht nur für uns in der Verwaltung, sondern auch für alle Partnerinnen und Partner, die in Nürnberg und darüber hinaus aktiv sind.

Hier die Stadtrats-Beschlüsse im Einzelnen:
Das Projekt BioMetropole Nürnberg und insbesondere auch die Kooperation im Rahmen der Öko-Modellregion Nürnberg, Nürnberger Land, Roth werden bis 2026 fortgeführt. Die Förderung des Ökolandbaus und der regionalen Wertschöpfung, die Umstellung der Beschaffung auf Bio-Lebensmittel sowie die nationale und internationale Vernetzung sind weiter wichtige Aufgaben.

Für den Zeitraum 2020 bis 2026 wurden folgende Projektziele beschlossen:
• Bio-Anteil in Kitas mindestens 90%
• in Schulen 75% (Zwischenziel 50% bis 2022)
• bei allen städtischen Einrichtungen und Veranstaltungen 50%
• Anteil des Öko-Landbaus 25%.

Um diese Ziele zu erreichen sind
• Konzepte für geeignete Formen des Essensmanagements in Schulen und bei Veranstaltungen zu prüfen.
• Ebenso ist ein Konzept für ein „Nürnberger Zentrum für gute Ernährung“ zu entwickeln.
• Bio erleben soll als eine zentrale Bio-Veranstaltung weiter geführt werden.
• Bürgerschaftliches Engagement (Ernährungsrat, SoLaWi) gilt es besonders zu unterstützen.
• Mittelfristig sollen die Maßnahmen in einer Ernährungs-Strategie gebündelt werden.

Zur Zielerreichung sollten die aktuell zur Verfügung stehenden Mittel um 20.000 Euro erhöht werden. Dazu bringt die Verwaltung die erforderlichen Anträge in die Haushaltsberatungen ein. Es wird weiter im Zweijahresrhythmus, d.h. 2021 und 2023, über die Fortschritte im Stadtrat berichtet. Im Jahr 2025 soll dann wieder eine umfassende Bilanz gezogen werden. Vor diesem Hintergrund freue ich mich besonders auf die Zusammenarbeit mit Ihnen/ Euch.

Quelle: Brief von Werner Ebert, Stadt Nürnberg, Referat für Umwelt und Gesundheit, Hauptmarkt 18, 90403 Nürnberg, T. 0911- 231 4189, werner.ebert@stadt.nuernberg.de,
an die Partner der BioMetropole Nürnberg

Verbände: Nulltoleranz bei Gentech-Saatgut statt Grenzwerten

Deutsches Saatgut scheint weiterhin kaum mit gentechnisch veränderten (gv) Samen verunreinigt. Im Kontrollzeitraum 2018/19 fanden die Behörden in 785 Stichproben dreimal gv-Mais und einmal gv-Raps. Verbände fordern, das geltende Nulltoleranz-Prinzip zu erhalten und häufiger zu kontrollieren. Sie befürchten, dass die europäischen Mitgliedsstaaten auf Druck der Saatgutindustrie Grenzwerte für einen erlaubten Anteil von gv-Samen in konventionellem Saatgut einführen könnten.

„Eine konsequente Umsetzung der Nulltoleranz für Gentechnik im Saatgut ist für die Sicherung einer gentechnikfreien Landwirtschaft existentiell“, sagte Jan Plagge, Präsident von Bioland e.V. Die mehr als 2000 Hektar gentechnisch verunreinigter Winterrapsfelder in der Saison 2018/19 zeigten, dass bei Kulturarten wie Mais oder Raps, wo das Risiko einer Kontamination groß ist, stichprobenartige Prüfungen des Saatguts nicht mehr ausreichten. „Um unsere Nahrung gentechnikfrei zu halten, ist es bei diesen Risikokulturen leider notwendig geworden, alle Saatgutpartien zu überprüfen“, so Plagge. „Hier sollten die Bundesländer ihr Monitoring verstärken.“ Die gentechnischen Verunreinigungen in einer Charge Monsanto-Winterraps aus Frankreich waren im Dezember 2018 erst auf einen Hinweis aus dem Nachbarland entdeckt worden. Die bereits ausgesäten Chargen mussten gefunden und vor der Blüte vernichtet werden. Denn sind auch nur wenige gentechnisch veränderte Samen einmal in die Umwelt gelangt, können sie sich vermehren und kreuzen und nicht wieder zurückgeholt werden.
Quelle: Informationsdienst Gentechnik vom 6.11.2019, www.keine-gentechnik.de

Der Grüne Knopf – ein staatliches Siegel für nachhaltige Textilien

Die Kraftanstrengung von Entwicklungshilfe-Minister Gerd Müller ist erfolgreich; seit 1. Januar 2019 gibt’s das neue Siegel

Auf der Info-Seite des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, www.gruener-knopf.de, wird das neue Siegel bekannt gemacht: „Drei Viertel der Verbraucherinnen und Verbraucher finden nachhaltige Mode wichtig. Sie wollen zu Recht kein T-Shirt tragen, das in 16-Stunden-Schichten für einen Hungerlohn genäht oder mit giftigen Chemikalien gefärbt wurde. Das Siegel Grüner Knopf zeigt: Nachhaltige Mode ist möglich! Wer nachhaltige, sozial und ökologisch hergestellte Kleidung kaufen möchte, achtet auf den Grünen Knopf. Direkt am Produkt angebracht, ist er beim Einkauf leicht zu finden.“

„Der Grüne Knopf stellt verbindliche Anforderungen, um Mensch und Umwelt zu schützen. Insgesamt müssen 46 anspruchsvolle Sozial- und Umweltstandards eingehalten werden. Der Grüne Knopf stellt auch verbindliche Anforderungen für menschenwürdige Arbeit – von der Zahlung von Mindestlöhnen, über die Einhaltung von Arbeitszeiten bis zum Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit. Der Grüne Knopf verbietet zum Beispiel den Einsatz gefährlicher Chemikalien und Weichmacher und setzt verbindliche Grenzwerte für Abwasser in der Produktion.“

„Der Staat legt die Kriterien und Bedingungen für den Grünen Knopf fest – das schafft Klarheit und Vertrauen. Unabhängige Prüfstellen kontrollieren die Einhaltung der Kriterien. Die staatliche Deutsche Akkreditierungsstelle (DAkkS) stellt als „Prüfer der Prüfer“ eine unabhängige und glaubwürdige Prüfung sicher.“ 27 Firmen führen bereits Produkte mit dem grünen Knopf. Dazu gehören z.B. auch so große Einzelhändler wie Aldi, Hessnatur, Kaufland, Lidl, Rewe, Tschibo und Trigema.
Quelle: www.gruener-knopf.de/ Für Verbraucher

Wer bekommt wie viel? Ein T-Shirt für 19 Euro im Vergleich
                 Fair produziert und gehandelt/ nicht fair produziert und gehandelt

Material                             2,47 €   1,87 €
Fabrik                                 0,76 €   0,78 €
Lohn der Näherin             1,52 €   0,10 €
Zoll und Transport*              0,19 €   1,21 €  einschl. Lagerkosten
Marke                                  2,66 €   1,98 €
Agent*                                0,00 €   0,66 €
Handel                               11,40 €  12,40 €

Zoll, Transport und Ausgaben für Agent variieren von Fall zu Fall
Quelle: Zeitschrift stern vom 5.9.2019, S. 86

Leistungen des ökologischen Landbaus für Umwelt und Gesellschaft

Ergebnisse einer umfangreichen Studie (Ausschnitte)

Warum wurde die Studie durchgeführt?
Der ökologische Landbau gilt als ein nachhaltiges Landnutzungssystem und wird deshalb in besonderer Weise politisch unterstützt. Obwohl die Zusammenhänge zwischen der ökologischen Wirtschaftsweise und der Erbringung gesellschaftlich relevanter Umweltleistungen auf eine zunehmend breitere Anerkennung stoßen, werden die Potenziale des ökologischen Landbaus zur Bewältigung der umwelt- und ressourcenpolitischen Herausforderungen unserer Zeit in Politik und Wissenschaft weiterhin unterschiedlich bewertet. Vor diesem Hintergrund war es das Ziel des Forschungsprojektes Leistungen des ökologischen Landbaus für Umwelt und Gesellschaft, gesellschaftlichen Leistungen des ökologischen Landbaus in den Bereichen Wasserschutz, Bodenfruchtbarkeit, Biodiversität, Klimaschutz, Klimaanpassung, Ressourceneffizienz und Tierwohl auf der Grundlage einer umfassenden Analyse wissenschaftlicher Veröffentlichungen zu bewerten.

Welche Institutionen waren beteiligt?
An dem interdisziplinären Verbundprojekt waren folgenden Institutionen beteiligt: Thünen-Institut, Universität Kassel, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Justus-Liebig Universität Gießen, Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung, Technische Universität München, Zentrum für angewandte Forschung und Technologie an der HTW Dresden. Die Koordination des Projektes lag beim Thünen-Institut (J. Sanders) und der Universität Kassel (J. Heß).

Was sind die zentralen Ergebnisse?
Die Auswertung der wissenschaftlichen Literatur ergab über alle Indikatoren hinweg, dass die ökologische Bewirtschaftung gegenüber der konventionellen Variante im Bereich des Umwelt- und Ressourcenschutzes bei 58 % der analysierten Vergleichspaare Vorteile aufwies. Bei 28 % konnten keine Unterschiede festgestellt werden, bei 14 % der Vergleichspaare war die konventionelle Variante vorteilhafter. Eine höhere gesellschaftliche Leistung durch ökologischen Landbau wurde insbesondere in den Bereichen Wasserschutz, Bodenfruchtbarkeit, Biodiversität, Klimaanpassung und Ressourceneffizienz festgestellt. Beim Klimaschutz hängt die Vorzüglichkeit des ökologischen Landbaus von der Betrachtungsebene (Emissionen pro Hektar / pro Tonne) ab.

Unter Berücksichtigung der quantitativen Auswertung der Ergebnisse der herangezogenen Studien sowie der qualitativen Auswertung der Literatur und der Produktionsvorschriften weisen 26 Leistungsindikatoren auf höhere Leistungen durch ökologischen Landbau hin. Bei 6 Indikatoren ist von vergleichbaren Leistungen auszugehen und bei einem Indikator von einer niedrigeren.

Die Unterschiede zwischen der ökologischen und konventionellen Landwirtschaft im Bereich des Umwelt- und Ressourcenschutzes sowie des Tierwohls ergeben sich insbesondere durch den im ökologischen Landbau verfolgten Systemansatz, den daraus resultierenden Synergiewirkungen und der verminderten Produktionsintensität. Ferner ist zu berücksichtigen, dass eine ökologische Bewirtschaftung verschiedene Umweltbelastungen gleichzeitig reduzieren kann und folglich auch die aggregierte Wirkung bei der Bewertung des ökologischen Landbaus eine wichtige Rolle spielen sollte. Es ist deshalb zu schlussfolgern, dass der ökologische Landbau einen relevanten Beitrag zur Lösung der umwelt- und ressourcenpolitischen Herausforderungen dieser Zeit leisten kann und zu Recht als eine Schlüsseltechnologie für eine nachhaltige Landnutzung gilt.

Quelle: https://www.thuenen.de/media/ti/Infothek/Presse/Pressemitteilungen/2019/2019-01-21/190121_OEkolandbau_Auf-den-Punkt-gebracht.pdf

Sozialorganik im Wirtschaftsleben

„Es geht nicht mehr darum, dass ich etwas vom Leben wünsche oder erwarte, sondern jetzt braucht das Leben mich“, postuliert der Geschäftsführer unseres Firmenmitglieds Sonett den notwendigen Paradigmenwechsel in der Wirtschaft. Lesen Sie im Folgenden Ausschnitte seiner Überlegungen.

Paradigmenwechsel im Wirtschaftsleben
Wendet man diesen Paradigmenwechsel auf die drei Glieder des Wirtschaftslebens, Natur/Ware, Arbeit und Kapital an, ergeben sich daraus umwälzende Konsequenzen. Wohin es führt, wenn man die Natur als bloßes Ausbeutungsobjekt versteht, liegt auf der Hand. Aber auch die gutgemeinten Nachhaltigkeitsbestrebungen bleiben zumeist nutzenorientiert, also Ich–bezogen.

Natur/Ware
Im Sinne der Sozialorganik geht es im Wirtschaftsleben nicht mehr primär um unseren persönlichen materiellen Nutzen, sondern um die Weiterentwicklung aller Beteiligten – auch der Natur. Wir haben von der Natur alles bekommen, jetzt ist es an uns, sie nicht länger auszunutzen, sondern ihr das zurückzugeben, was sie für ihre Weiterentwicklung braucht. Bei der biologisch-dynamischen Landwirtschaft leuchtet es jedem ein, dass wir die Ernte nur geschenkt bekommen, wenn wir den Boden seiner Art und seinem Zustand gemäß bearbeiten. Dies ist auch für alle anderen Bereiche der Gütererzeugung anwendbar. Unsere Ernährung und unsere materiellen Bedürfnisse werden in Zukunft nur noch dann ihre gesunde Befriedigung finden, wenn wir uns der Natur zuwenden.

Arbeit und Zusammenarbeit
Entsprechend verhält es sich auch auf dem Gebiet der Arbeit. Solange ich meine Arbeit als notwendiges Übel oder als Feld individueller Selbstverwirklichung oder individuellen Eigennutzens missverstehe, beute ich entweder aus oder werde ausgebeutet. Zugleich geht im Zuge globaler Arbeitsteilung alle Arbeit zunehmend in Richtung Spezialisierung. Das Arbeitsleben wird immer weniger Quell vollmenschlicher Befriedigung. Arbeit im neuen Sinn kann durchaus als Opfer bezeichnet werden, das seine Aufgabe erfüllt und fruchtbar wird, wenn ich den Sinn meiner Arbeit erkenne. Wenn meine Arbeit sinnvoll ist für Mensch und Erde, ich mich damit identifiziere und mir die anstehenden Aufgaben zu eigen mache, wird das „Opfer“ Quell einer höheren Befriedigung und Selbstverwirklichung.

Aus dem sozialorganischen Verständnis ergibt sich, dass die Einzelspitze in der Führung eines Unternehmens der Vergangenheit angehört. Einzelführung ist immer noch „zum Ich hin“ orientiert. Organik verträgt keine Vereinzelung sondern bedarf der Befruchtung, des Zusammenwirkens von Gegensätzlichem, lebt aus dem Prinzip von Polarität und Steigerung. Führung, die vom Ich ausgeht braucht den Partner.

Kapital
Eine ebenso tiefgreifende Wirkung hat die neue Sozialorganik im Bereich des Umgangs mit Kapital. Kapital hier verstanden als Produktionsmittel und den daraus entstehenden Gewinnen. Interessant ist, dass in den letzten Jahren, weitgehend unabhängig von anthroposophischen Unternehmen, sich Bewegungen entwickelt haben wie die „Gemeinwohl – Ökonomie“, „Unternehmensführung auf Augenhöhe“ und „Unternehmen in Verantwortungseigentum“. Unternehmer*innen erleben aus sich selbst heraus, dass die banale Gewinnmaximierung, bloßer Eigennutz und Ich-Zentrierung im Wirtschaftsleben nicht nur fehl am Platz sind, sondern geistig, sozial und materiell zerstörend wirken. Sie erleben sich zunehmend nicht mehr als unbeschränkt Herrschende, die nach Belieben mit dem Kapital des Unternehmens und ihren Mitarbeiter*innen umgehen, sondern vielmehr als Treuhänder, die für die Wirtschaftlichkeit und Weiterentwicklung ihres Unternehmens und der Mitarbeiterschaft Verantwortung tragen.

Ganz praktisch wird dieses neue Eigentumsverständnis bei der Regelung der Nachfolge. Nur durch Formen von Verantwortungseigentum wird die Unternehmenskontinuität vom Primat des Blutes und des Geldes befreit. Die Nachfolger*innen müssen nicht länger in der Erbfolge stehen und brauchen sich auch nicht „einzukaufen“, sondern die Nachfolge kann an diejenigen übergehen, die dazu am besten geeignet sind und sich die Unternehmensaufgabe zu eigen machen.

Zu diesem Verantwortungseigentum gehört auch die Verantwortung für die sachgemäße Verwendung der Gewinne. Das Verständnis des Gewinns eines Wirtschaftsunternehmens als Gemeingut, führt nicht nur über den Privategoismus hinaus sondern auch über die Zentrierung auf das eigene Unternehmen selbst. Unternehmen sind nicht nur für ihre eigene Finanzierung zuständig, sondern auch und vielleicht insbesondere für die Finanzierung von Initiativen des Geisteslebens, die aus ihrer Natur heraus auf freie Zuwendungen angewiesen sind. So gehören konkrete Kooperationen von Unternehmen, die wirtschaftlich wertschöpfend sind, mit Initiativen, die auf Spenden angewiesen sind, nach unserem Verständnis wesentlich mit zur neuen Unternehmensorganik. Die Herausforderung besteht darin, das Geistesleben nicht allein dem Staat zu überlassen der anonym Steuermittel verteilt, sondern dieses auch aus dem Verhältnis gönnerhaften Mäzenatentums bzw. karitativer Mildtätigkeit zu befreien.

Sozialorganik ist Leben aus der Zukunft
Zu den fundamentalsten Erkenntnissen im Zusammenhang der sozialen Dreigliederung gehört für mich die Feststellung Rudolf Steiners, dass Grund und Boden, Produktionsmittel, Arbeit und Geld keine Waren sind. Also nicht etwa, ein moralischer Aufruf wie „Eigentum verpflichtet“, wie es im deutschen Grundgesetz verankert ist, sondern die nüchterne Feststellung, dass wenn gegen diese Tatsachen verstoßen wird – was weitgehend der Normalfall ist – dies fundamentale wirtschaftliche Fehlentwicklung nach sich zieht. Diese Feststellung ist also kein Programm, sondern eine Krankheitsdiagnose. Wirtschaften „aus dem Ich“ gestaltet Eigentum an Grund und Boden, an Produktionsmitteln und Geld, sowie die Finanzierung des Lebensunterhalts neu.
Gerhard Heid in: Anthroposophie Nr. 288, Johanni 2019

Assoziatives Wirtschaften

Auszüge aus einem Beitrag von Ueli Hurter

Was ist der Kern des assoziativen Wirtschaftens? Der Kern ist das Prinzip des sich Assoziierens der wirtschaftlichen Akteure. Die wirtschaftlich tätigen Unternehmungen nehmen ihre wirtschaftlichen Beziehungen untereinander bewusst und willentlich in die Hand: Sie bilden Assoziationen. Dabei ist zu bedenken, dass es kein fixes Modell für Assoziationen gibt. Diese können sehr unterschiedlich sein: Klein um einen Hof oder groß für die ganze Branche in einem Land; auf ein Produkt bezogen oder auf die gesamte Wirtschaftstätigkeit; es kann mehr um die Warenzirkulation gehen oder mehr um die Kreditvergabe usw. In jedem Fall meint Assoziieren, sich verbindlich in die Assoziations-Gemeinschaft einzubringen, ohne die Eigenständigkeit aufzugeben.

Damit steht Assoziieren in der Mitte zwischen Kollektivieren und Anonymisieren. Ein Kollektivieren ist es nicht, denn das Einzelunternehmertum bleibt bestehen. Dafür gibt es einige Gründe, der hauptsächliche ist derjenige, dass die unternehmerische Leistung ihren Quellpunkt in der geistigen Produktivkraft der Unternehmenspersönlichkeit hat. Würgt man diese Kraft ab, wird das Wirtschaftsleben abgelähmt. Die sozialistischen Staaten des ehemaligen Ostblocks haben diesen Tatbeweis ja erbracht. Auf der anderen Seite wird das Wirtschaftsgeschehen nicht einfach den anonymen Kräften, die auf diesem Gebiet auftreten, überlassen. Die unsichtbare Hand von Adam Smith, die aus der Summe aller Egoismen die allgemeine Wohlfahrt hervorzaubern soll, ist eine Illusion, denn die reine Konkurrenzwirtschaft führt in den sozialen und ökologischen Ruin. Das Assoziieren nun ist nicht ein Kompromiss aus ein bisschen Marktwirtschaft und ein bisschen Planwirtschaft, sondern es beobachtet und gestaltet den wirtschaftlichen Prozess jenseits von Markt und Staat. In der Assoziation werden die Individualkräfte nicht unterdrückt, das heißt Innovation in der Einrichtung der Produktion ist genauso willkommen wie die Wahlfreiheit in der Konsumtion. Aber diese individuellen Freiheiten, die in der Wirtschaft, wo es um die Verteilung der irdischen Ressourcen geht (das heißt um die Frage «wie reich oder arm bin ich»), oft und gerne als Egoismen auftreten, werden mit den Ansprüchen oder Egoismen der anderen konfrontiert. Daraus ergibt sich ein «objektiver Gemeinsinn», wie es Rudolf Steiner nennt. «Objektiv» heißt hier sachgemäß. Diese Sache, z. B. die Erzeugung, Verarbeitung, Verteilung und Konsumation von Lebensmitteln in einer Region, stellt sich in der Assoziation so dar, dass jede und jeder sieht, was der eigene Beitrag ist und was die Beiträge der anderen sind. Entsprechend können eigene Ansprüche, z. B. der eigene Anteil am Endverkaufspreis, beurteilt und angepasst werden.

 

Wie bilde ich eine Assoziation?
Die Assoziation bilde ich konkret, indem ich meine Wirtschaftspartner an einen runden Tisch einlade. An diesem Tisch ist das erste Ziel, die wirtschaftlichen Vorgänge, die uns verbinden, gemeinsam in den Blick zu nehmen. Der zweite Schritt ist eine Beurteilung der gefundenen Lage – gibt es zu viel oder zu wenig Ware? Wie ist der Preis? Wie wird sich die Nachfrage entwickeln? – Der dritte Schritt ist die Veränderung, Gestaltung der wirtschaftlichen Parameter (Qualität, Menge, Preis), dabei handelt jeder Beteiligte in eigener Kompetenz, aber auf Grund des gemeinsamen Bildes und der gemeinsam beurteilten Lage.

Wie man sieht, werden in der Assoziation die gleichen Regelprozesse im Wirtschaftlichen vollzogen wie auch anderswo. Der entscheidende Unterschied ist, dass sie nicht anonym oder halb versteckt ablaufen, sondern willentlich und transparent.

Anmerkung der Redaktion: Im Folgenden werden drei Beispiele angeführt: CSA oder Solidarische Landwirtschaft, regionale Vernetzung und Koordination am Beispiel der Region Schweiz und Saatgut.
Quelle: Rudolf Isler, Ueli Hurter, Assoziatives Wirtschaften – Was verstand Rudolf Steiner unter einer wirtschaftlichen Assoziation?, Dornach 2019, siehe auch:

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